Cellulose für Farben und Lacke

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In Lacken könnten Gele aus mikrokristalliner Cellulose, compoundiert mit Carboxymethylcellulose (CMC), Additive aus Acrylaten und PU-Verdickern vollständig oder teilweise ersetzen. Das Gleiche gilt für den Ersatz anorganischer Additive, zum Beispiel aus Kieselsäure oder Bentonit. Die J. Rettenmaier und Söhne GmbH (JRS) hat die Celluloseprodukte auf Fichten- und Buchenholzbasis in einem Forschungsprojekt entwickelt und in Klar-, Holz- und Weißlacken als Rheologieadditive getestet. Die Einsatzkonzentration musste im Vergleich zu dem zu ersetzenden Rheologieadditiv etwas erhöht werden, um die gewünschten Viskositäten zu erreichen. Zusätzlich konnte in wasserbasierten Lacken eine Lösemitteleinsparung von circa 60 % erzielt werden. Die Umwelt- und potenziellen ökonomischen Vorteile: Mikrokristalline Cellulose aus Holz ist weniger wassergefährdend, zu ihrer Herstellung benötigt man keine kritischen Substanzen wie Ethylenoxid oder Glycolderivate. Die Produkte können, im Gegensatz zu Acrylat- und PU-Verdickern, als Pulver mit 100 % Wirkstoffgehalt geliefert werden, das spart Transportaufwand und Treibhausgas-Emissionen. Des Weiteren untersuchte JRS, inwieweit ultrafeine oberflächenmodifizierte Cellulosefasern anorganische Füllstoffe wie Calciumcarbonat in Farben und Lacken ersetzen können. Konkret prüften die Forschenden, wie sich mit TiO2 modifizierte Cellulosefasern anstelle eines Titandioxid-Extenders auf Basis von Calciumcarbonat in einer Dispersionsfarbe verhielten. Im Ergebnis verbesserte sich das Deckvermögen der Farbe. Durch den Einsatz von SiO2-modifizierten Fasern konnte der Nassabrieb verbessert werden. Außerdem hatten die organischen Füllstoffe eine geringere Dichte, mit positiven Auswirkungen auf die Ergiebigkeit der Farbe. Weltweit ist Calciumcarbonat der meist verkaufte Füllstoff für Farben, Lacke und weitere Anstrichsysteme; seine Herstellung ist rohstoffbedingt jedoch mit hohen CO2-Emissionen verbunden. Hier weisen die Cellulosefasern aus Klimaschutzsicht deutliche Vorteile auf. JRS untersuchte auch, wie sich die Eigenschaften Glanz, Kratzfestigkeit und Mindestfilmbildetemperatur (MFT) durch Zusatz der Cellulose als Rheologie-Additiv und als Füllstoff veränderten. Im Ergebnis kam es hier zu keinen signifikanten Unterschieden gegenüber den konventionellen Vergleichsprodukten. Ob die Celluloseprodukte dank ihres geringeren Transportaufwandes und ihrer größeren Ergiebigkeit unterm Strich auch ökonomisch attraktiver für die Farben- und Lackindustrie sind, ließ sich nicht abschließend bewerten. Dazu waren die Energie- und Rohstoffkosten in der Projektlaufzeit zu volatil. JRS sieht trotzdem Marktchancen, da der Trend eindeutig in Richtung nachhaltige Produkte geht.

Autor(en): wi

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