Oberflächentechnik in der Industrie 4.0

Oberflächentechnik in der Industrie 4.0
In weniger als zehn Jahren soll, laut Prognose des VDEs, das Projekt Industrie 4.0 ein fester Bestandteil des Fertigungsprozesses in der Oberflächentechnik sein. Vorteile wären ein gesteigerter Automatisierungsgrad und verkürzte Produktionszeiten. Das volle Potenzial lässt sich jedoch nur ausschöpfen, wenn sich die Unternehmen schon jetzt mit dem Thema auseinandersetzten.
Die Industrie der Zukunft wird maßgeblich durch die Verzahnung von Produktionsabläufen mit Kommunikations- und Digitaltechnik geprägt sein. Als Grundlage für die industrielle Fertigung der Zukunft sollen hierbei intelligente sowie vernetzte Digitalsysteme genutzt werden, deren Implementierung in den Betriebsablauf für viele Unternehmer in den nächsten Jahren eine große Herausforderung darstellen dürfte.
Insbesondere Betriebe im Bereich der Oberflächentechnik sind dabei von der Entwicklung betroffen, da Prognosen in diesem Sektor einen besonders schnellen Wandel vorhersagen. So soll laut dem Verband der Elektrotechnik (VDE) spätestens im Jahr 2025 die Industrie 4.0 ein fester Bestandteil des Fertigungsprozesses sein.

Bedeutung von Industrie 4.0
Der Begriff Industrie 4.0 geht ursprünglich auf die Forschungsunion der deutschen Bundesregierung sowie einem gleichnamigen Projekt der Hightech-Strategie zurück. Im Wesentlichen steht die Wortschöpfung für eine zunehmende Automatisierung unternehmerischer Abläufe durch die Verwendung moderner IT-Technologien.
Durch die engmaschige Vernetzung einzelner Systeme zu einem intelligenten Gesamtkonstrukt soll die Industrie 4.0 zukünftig eine weitestgehend selbstorganisierte Produktion erlauben. Des Weiteren sollen nicht nur einzelne Produktionsschritte durch die Industrie 4.0 verbessert werden, sondern es wird ebenfalls möglich sein, ganze Wertschöpfungsketten zu optimieren.
Letztendlich zielt diese Zukunftsvision darauf ab, den gesamten Lebenszyklus eines Produktes mit allen seinen Fertigungsphasen in das intelligente Netzwerk zu integrieren. Für den Unternehmer hat die Etablierung der Industrie 4.0 vor allem wirtschaftliche Vorteile, da sowohl die Produktion als auch der Vertrieb mit Hilfe der Technologie massiv optimiert werden kann.

Vorteile für die Oberflächentechnik
Die Verschmelzung von IT- und Produktionstechnologien birgt gerade auch für Unternehmen aus dem Bereich der Oberflächentechnik ein großes Potenzial. So lässt sich nicht nur der Automatisierungsgrad der eigenen Fertigung durch intelligente Systeme entscheidend steigern, sondern auch die Produktionszeiten können mit der modernen Technologie deutlich verkürzt werden. Auf diese Weise können Betriebe ihre Produktionskapazitäten signifikant anheben, da wesentlich weniger Zeit für die gleiche Menge an Produkten notwendig ist.
Ein weiterer Vorteil: Die Digitalisierung von Fertigungsprozessen erlaubt eine hochoptimierte Auftragsverwaltung in Echtzeit, sodass zum Beispiel auch kundenindividuelle Einzelaufträge mit begrenzter Stückzahl ohne großen Aufwand in den Betriebsablauf integriert werden können. Noch ein wichtiger Pluspunkt ist die Tatsache, dass Maschinen und Anlagen in der Industrie 4.0 über umfangreiche Funktionen zur Eigenanalyse sowie Kognition verfügen.

Nicht nur eine Zukunftsvision
Die vollständige Digitalisierung der Fertigung im Bereich der Oberflächentechnik nach den Maßstäben der Industrie 4.0 ist zwar aktuell noch eine Zukunftsvision, allerdings sollten sich Unternehmen aus der Branche schon heute mit dem Thema beschäftigen. Denn bereits eine Vielzahl an Unternehmen, beispielsweise aus dem Maschinen- und Werkzeugbau oder der Automobilindustrie, haben schon mit der Vorbereitung auf den digitalen Umschwung begonnen.
Einer der wichtigsten Bestandteile der Vorbereitung ist dabei die Aufbereitung der eigenen Daten und Prozesse. So pflegen viele Unternehmen umfangreiche Datenbanken mit Informationen zu Kunden, Artikeln und Herstellungsverfahren, deren interne Vernetzung schon heute einen wichtigen Faktor für die Produktivitätssteigerung durch Industrie 4.0 darstellt.
Ein frühzeitiges Auseinandersetzen mit dem Thema ist sehr wichtig für den zukünftigen Erhalt der eigenen Wettbewerbsfähigkeit. So stellt das Projekt Industrie 4.0 eine wichtige Grundvoraussetzung dar, damit deutsche Unternehmen auch in Zukunft auf dem internationalen Markt mithalten können.

Maßnahmen für Unternehmen
Neben der Datenaufbereitung sollten Unternehmen auch die Anpassungsfähigkeit der eigenen Planung in Bezug auf veränderte Bedingungen überprüfen. So können beispielsweise Galvanikunternehmen Oberflächen auf unterschiedliche Weise herstellen, zum Beispiel als Gestell- oder Trommelware. Hier sollten moderne Systeme nicht nur alle Möglichkeiten der Fertigung kennen, sondern ebenfalls dazu in der Lage sein, autonom zwischen diesen zu wechseln. Dabei muss das genutzte System genau wissen, welche Auswirkungen die Umstellung auf relevante Faktoren wie den Mitarbeitereinsatz oder die Badzusammensetzung hat.
Weiterhin sollten Unternehmen sich schon jetzt Gedanken über die technische Umsetzung von geplanten, digitalen Erweiterungen der eigenen Produktion machen. Hierbei ist es von Vorteil, das Angebot von Anbietern aus dem Bereich der intelligenten Netzwerk- und Produktionstechnik in der Oberflächentechnik zu kennen, zum Beispiel von Herstellern Industriesensoren.

Mögliche Hürden
Eine der größten Herausforderungen für Unternehmen hinsichtlich der Industrie 4.0 ist sicherlich die Entwicklung von einheitlichen Normen und Standards. Für die Standardisierung von zu integrierenden Systemen ist es besonders wichtig, dass Unternehmen wie unter anderem stark mittelständisch geprägte Betriebe zukünftig eng miteinander kommunizieren.
Auch die Frage nach der Datenschutz und Datensicherheit muss in diesem Rahmen neu gestellt werden, da die Einspeisung von Produktionsdaten in Firmennetzwerke ein Sicherheitsrisiko etwa für Industriespionage durch Hacker birgt. Hier könnte in Zukunft vor allem der Gesetzgeber gefragt sein, wobei sich die Ausarbeitung von Entwürfen als schwierig erweisen könnte. So würde sich nur schwer prüfen lassen, ob entsprechende Gesetze auch wirklich eingehalten werden, da das Internet keine echten Ländergrenzen kennt.

Das Fazit
Für Betriebe aus dem Bereich der Oberflächentechnik birgt die Entwicklung hin zur Industrie 4.0 ein gigantisches Zukunftspotenzial, das sich allerdings nur ausschöpfen lässt, wenn bestehende Hürden in den nächsten Jahren genommen werden. Aus diesem Grund ist es für Unternehmen der Branche äußerst wichtig, sich schon jetzt mit dem Thema ausgiebig auseinanderzusetzen.

Der Autor
Peter Schmidt
Deutscher Medien Verlag GmbH, Cottbus
schmidt@deutscher-medien-verlag.com
http://www.industrystock.de

Autor(en): Peter Schmidt

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